Der Galerist sagt zum Ausstellungsthema:



Natur als Phänomen ist die bestimmende Komponente des Menschseins. Wir Menschen sind Teil der Natur, kommen aus der Natur; wir verhalten uns natürlich, im Sinne von durch die Evolution entwickelt, und sind – wie jedes andere Tier – in einer Art PaläoBasic programmiert.

Aber die Natur, unser Environment war nie Habitat (Lebensraum) allein, sondern immer auch das Gegenteil (Todraum). Die Natur ist nicht fürsorglich zu den Lebewesen, sondern bedroht zugleich jegliches Leben. Natur ist nicht großzügig, nicht gütig. Sie ist einfach, und zwar was sie ist. Seit Menschengedenken sind wir von der Natur nicht einfach beschenkt worden, sondern haben ihr unser Überleben abgerungen. Landwirtschaft z. B. war immer ein mühseliges Unterfangen.

Wir Menschen waren immer darum bemüht, das Prinzip Natur, dessen Übermächtigkeit wir durchaus begriffen haben, in etwas zu verwandeln, das wir beeinflussen konnten, wenn auch niemals beherrschen, ganz früh z. B. als etwas Übernatürliches, mit göttlichen Attributen ausgestattet.

1. Landscape = Landschaft

Im Barock sich verstärkend, dann im Rokoko des 18. Jahrhunderts erfanden wir Menschen ein Gegenstück zur Natur, etwas, das wir tatsächlich beherrschen und das nicht uns beherrscht. Wir erfanden die Landschaft.

Landschaft ist eigentlich eine künstliche Auffassung des Environments; künstlich deshalb, weil der Begriff nur dazu dient, Natur in eine Beziehung zu bringen mit der Person, die über diese eigentlich unbegreifbare Natur Auskunft geben möchte. Landschaft also ist eine Idee, und zwar vor allem eine des Schauens. In eine Landschaft zu schauen ist das Gegenteil davon in die Natur zu schauen. Von der Landschaft nehmen wir im Schauen Besitz.

2. Scope = der Spielraum, Umfang, Bereich, Geltungsbereich, Bandbreite, Betätigungsfeld, Entfaltungsmöglichkeit

Landschaft als Phänomen ist ein Spielraum menschlicher Sinnlichkeit und Betätigungsfeld unseres Intellekts.

Wir haben Künstlerinnen und Künstler versammelt, deren unterschiedliche künstlerische Positionen aufzeigen, in welcher Vielfalt und mit welcher individuellen Akzentuierung Landschaft als Thema gefasst werden kann.